Huahine – eine kleine Geschichtsstunde

22.5.2019

Für unseren ersten vollen Tag auf Huahine hatten wir einen Ausflug mit Island Eco Tours geplant, um die Insel besser kennen zu lernen. Ich hatte den Veranstalter bereits von Maupiti aus angeschrieben. Es kam dann eine Rückfrage, wo genau unsere Unterkunft ist, da sich hieraus die Abholzeit ergeben würde. Ich antwortete, erhielt aber zunächst keine weitere Rückmeldung. Nachdem wir unsere Unterkunft bezogen hatten und nun noch besser sagen konnten, wo sie sich befindet, schrieb ich den Veranstalter erneut an und fragte nach der Abholzeit. In tropischen Ländern läuft ja vieles immer nach der Island Time und viele Dinge werden kurz vor knapp geklärt, deshalb hatte ich die Tour noch nicht ganz abgeschrieben, als wir am frühen Abend noch keine Antwort hatten. Als aber am nächsten Morgen um 7 Uhr auch noch keine Antwort da war, fingen wir an, andere Pläne für den Tag zu schmieden.

Da es an dem Tag regnerisch war, gingen wir ihn entspannt an. Zunächst einmal widmeten wir uns der Rasur der Kopfhaare von Hase2, die nun schon seit ca. 3 oder 4 Wochen am wachsen waren. Bei solch „langen“ Haaren dauert es länger, als wenn sie kurz sind, somit sind wir es zu zweit angegangen. Gegen 8:30 Uhr bekam ich dann eine E-Mail, dass wir gegen 9:00/9:10 Uhr für unsere Inselrundfahrt abgeholt werden. Upppsss, denn Hase2 stand noch mit halb rasiertem Kopf da 😂. Also haben wir in Eile zuende rasiert, Klamotten übergeworfen und eine Tasche gepackt.

Pünktlich um 9:10 Uhr stand dann auch unser(e) Guide Manu vor der Tür. Sie ist gebürtig aus Tahiti, steht kurz vor ihrem Master in Anthropologie und hat zuvor als Lehrerin in Französisch Polynesien gearbeitet. Mit uns im Jeep war noch ein junges amerikanisches Paar aus Kalifornien. Auch sie hatten erst morgens erfahren, wann sie für ihre Tour abgeholt werden.

Der erste Stopp war eine Vanille Plantage. Die Tahiti Vanille ist die teuerste und in der Sternegastronomie begehrteste Vanille der Welt. Im Unterschied zu „normaler“ /Bourbon Vanille, reifen die Schoten der Tahiti Vanille 9 Monate komplett an der Liane aus und werden dann über 4 Monate täglich 4 Stunden in der Sonne getrocknet. Im letzten Monat werden die Schoten zusätzlich noch täglich massiert. Aus diesem höheren Produktionsaufwand und einer geringe Gesamtproduktionsmenge resultiert der hohe Preis. Gleichzeitig benötigt man mit der Tahiti Vanille allerdings auch nur die Hälfte der Mengenangaben aus üblichen Rezepten.

Die Vanillepflanze ist ein Orchideengewächs und muss von Hand befruchtet werden, da es die zugehörigen Bienen nur in Mexiko gibt, wo Vanille ihren Ursprung hat.

Die fast fertigen Schoten, bevor sie dann 4 Monate getrocknet werden.

Auf der Vanille Plantage lernten wir dann auch noch etwas über Kokosnüsse, das wir bisher noch nicht wussten. Von der Coco de Mer auf den Seychellen wussten wir bereits, dass es männliche und weibliche Palmen gibt, bei denen man den Unterschied aber erst nach ca. 15 Jahren erkennen kann. Und dort zeigt sich der Unterschied dann, ob die Pflanze die Früchte trägt oder einen sehr phallischen Blütenstand hat. Bei der Kokosnusspalme kann man schon kurz nach dem Austrieb erkennen, ob es sich um eine männliche oder weibliche Palme handelt:

Die weibliche Plame links nutzt das bereits vorhandene Loch an der Oberseite zum Sprießen. Die männliche Palme rechts sagt sich „warum soll ich einen vorgefertigten Ausgang wählen, ich gehe meinen eigenen Weg irgendwo in der Mitte“. Es könnte natürlich auch sein, dass die männliche Pflanze einfach nur nicht nach dem Weg gefragt hat 😉.

Während die weiblichen Palmen bereits nach ein paar Jahren viele Früchte tragen, können bei den männlichen Palmen nach vielen Jahren vielleicht mal ein paar Früchte kommen. Dafür sind die Blätter der männlichen Palmen fester und werden für den Bau von zum Beispiel Dächern gerne genutzt.

Weiter ging es mit der Tour zu ein paar Ruinen traditioneller Tempel, sogenannte Marae. Direkt bei den Ruinen ist ein Museum, das traditionell komplett aus Naturmaterialien, ohne Metall gebaut wurde.

Jetzt nicht soooo spektakulär 😉.
Holz, Bambus und Kokosfaser.

In dem Museum hat Manu uns einiges über die polynesische Kultur bzw. Entstehung/Besiedelung erzählt. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, liegt der Ursprung der Polynesier in Südostasien. Von dort wurde sich immer weiter gen Osten bzw. Nordost und Südost ausgebreitet. Das heutige Gebiet Polynesien reicht von Hawai’i im Norden über Neuseeland im Südwesten bis zu den Osterinseln im Südosten. Die Gesellschaftsinseln (Tahiti, Bora Bora etc.) Französisch Polynesiens liegen im Zentrum dieses sogenannten Polynesischen Dreiecks. Mit Ausnahme von Neuseeland sind alle Inseln Polynesiens Vulkanischen Ursprungs.

Die Kanus haben/hatten Ausleger zur Stabilisierung, da sie nicht ganz symmetrisch sind. Denn um den Stamm auszuhöhlen, wird er angezündet und nach und nach die Asche rausgekratzt. Das geht halt nicht ganz symmetrisch.
Um neues Land zu entdecken, gehen erst die starken Männer mit den kleinen Kanus auf Erkundungstour. Haben sie neues Land entdeckt, ist man mit mehreren Leuten, Tieren und Nahrungsmitteln mit diesen Doppelkanus gefolgt. Diese Doppelkanus sind der Ursprung der heutigen Katamarane.

Die Polynesier hatten zwar kein Metall, aber Muscheln. Aus Muscheln, Kokosschnüre und zum Teil Steinen haben sie ihre Angelhaken gebaut:

Nach der kleinen Geschichtsstunde ging die Fahrt weiter zu antiken Fischfallen. Mit Hilfe von Steinen wurden Kanäle in den Fluss gebaut, die in einer Sackgasse enden. Wenn die Ebbe kam, wurden die Fische in die Kanäle getrieben und in den Sackgassen mussten sie dann nur noch eingesammelt werden. Die Anwohner, die in der Nähe dieser Fischfallen wohnen, sollen sie zum Teil wohl heute noch nutzen.

Bei uns war gerade noch Flut.

Der nächste Stopp war quasi das Gegenteil von den Fischfallen, denn es ging zu den heiligen Aalen. Diese Aale werden verehrt und gefüttert. Man konnte sie auch streicheln, aber das mussten wir nicht unbedingt machen.

Es sieht aus, als würden sie lächeln. Und die Augen sind total blau.
Hier kann man ganz gut die Größe sehen, als Manu einen streichelt.

Nächster Halt war der Belvedere Aussichtspunkt. Aber aufgrund der Wetterlage sieht der Ausblick leider gar nicht so schön aus 🌧️.

Nächster Halt war die größte Brücke französisch Polynesiens. Nämlich die Brücke, die die beiden Inseln verbindet. Manu bat uns darum nicht zu lachen über den Fakt, dass es die größte Brücke ist 😉.

Auf der Südinsel fuhren wir zwei weitere Aussichtspunkte an und ansonsten gab es noch ein wenig mehr „Geschichtsunterricht“.

Die Engländer waren zwar auch mit unter den ersten Entdeckern Polynesiens, hatten aber kein Interesse an einer Annektierung, da die Inseln keinerlei Bodenschätze boten. Dennoch fingen die Engländer mit der Missionierung an. Frankreich hielt irgendwann die Lage zwischen Asien und Nordamerika für strategisch günstige und begann die Inseln zu beanspruchen. Netterweise blieben die Ländereien allerdings im jeweiligen Familienbesitz (da für die Franzosen nicht wertvoll). Somit lebt heute noch ein Großteil der Bevölkerung auf eigenem Land im Familienbesitz. Im zweiten Weltkrieg haben dann auch tatsächlich die Amerikaner aufgrund der strategischen Lage eine Versorgungsbasis auf Bora Bora eingerichtet.

Zwischen 1966 und 1996 war ein schwarzes Kapitel in der Geschichte Französisch Polynesiens, als Frankreich fast 200 Atomtests in dem Mururoa Atoll durchführte. Die Bevölkerung wurde damals nur unzureichend aufgeklärt und es gibt haufenweise Spätfolgen. Als Entschuldigung erhält Französisch Polynesien jährlich hohe Ausgleichszahlungen aus Frankreich, die ein kostenloses Schul- und Gesundheitssystem ermöglichen. Somit zählt Französisch Polynesien zu einem der reichsten Südseestaaten. Auch hat die Französische Armee während der Stationierung viel Infrastruktur errichtet, wovon die Inseln profitieren. Andere Südseestaaten gucken manchmal verächtlich auf Französisch Polynesien und sagen, dass sie sich verkauft hätten.

Mittlerweile wird allerdings gesagt, dass in Französisch Polynesien nicht mehr die Franzosen die Macht haben sondern die Chinesen. Diese sind ursprünglich als Sklaven auf die Farmen der eingewanderten Europäer gekommen. Als die Farmen pleite gingen, ist ein Teil von ihnen geblieben und hat schnell angefangen mit Früchten aus den Bergen, freilaufenden Hühnern und weiteren Dingen zu handeln. Mittlerweile gehören den Chinesen fast alle Supermärkte, alle Tankstellen und die großen Perlenfarmen. Auch viele Politiker sind Chinesen.

Insgesamt war es ein sehr interessanter Ausflug und Manu hat uns ein wenig Geschichte auf unterhaltsame Weise vermittelt. Die Aussichtspunkte wären bei besserem Wetter sicherlich schöner gewesen, aber am Wetter kann man ja nun einmal nichts ändern. Wir waren froh, dass der Ausflug doch noch stattgefunden hatte, obwohl wir ihn eigentlich schon abgeschrieben hatten.

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